Nisthilfen für Vögel

Kost & Logis – Vogelhotels im Garten – was man beachten sollte

Meist bemerkt man ein Nest in den Bäumen erst, wenn die Jungen lautstark ihren Heisshunger kundtun und Elterntiere nervös und ununterbrochen nach Futter suchen, um dieses den kleinen Rabauken in den Schlund zu werfen, damit sie gross und flügge werden.

Es ist amüsant jungen, noch ziemlich tapsigen Vogeljungen dabei zuzusehen, wie sie langsam selbständig werden und erste Flugversuche unternehmen. Oder wie sie fast rückwärts purzeln beim unbeholfenen Versuch, einen Regenwurm aus der Erde zu ziehen, sich am ersten Käfer beinahe verschlucken oder der Appetit auf Schnecke grösser ist als ihr Schnabel.

Die Vögel haben es immer schwerer, geeignete Nistplätze für die Aufzucht vom Nachwuchs zu finden. Nisthilfen im vogelfreundlichen Garten sind eine prima Unterstützung für die Vögel und für uns ein «Freiluftkino». Doch jede Vogelart hat ihre spezifischen Vorlieben bezüglich «Infrastruktur».

Vögel bringen Leben in den Garten und schaffen Biodiversität. Mit Nisthilfen kann man sie unterstützen.

Natürliche Vogelnester können wahre Kunstwerke sein! Die Tiere sammeln das benötigte Nistmaterial zusammen und flechten, modellieren oder hämmern sich ihren Nistplatz, bis sie damit zufrieden sind. Manche Vögel sind bei der Orts- und Nistmaterialwahl äusserst kreativ und unkompliziert – andere wiederum haben es immer schwerer, etwas Passendes zu finden und sind äusserst pingelig oder selektiv ;)

Sperlinge, Meisen, Buchfinken, Amseln, Rotkehlchen sehen wir (noch) oft in unseren Gärten. Wobei die kleinen Piepmatze meist verschwinden, wenn Krähen und/oder Elstern das Revier für sich beanspruchen. Teilweise und mit etwas Glück entdeckt man auch andere Vogelarten. Viele sind jedoch so scheu, dass man sie selten zu Gesicht bekommt oder weil deren Zahl rückläufig ist. So verschwinden immer mehr Arten langsam aus unseren Gärten.

Neben geeigneten Gartenstrukturen, Zonen und vogelfreundlichen Pflanzen können Vogelhäuser, respektive Nisthilfen dazu beitragen, dass sich wieder mehr Vögel in den Gärten heimisch fühlen und ihren Nachwuchs erfolgreich aufziehen können. Doch eine Nisthilfe macht noch kein Vogelparadies. Die Standortwahl ist enorm wichtig wie auch die naturnahe Umgebung. Nur so können die Elterntiere bei der Suche nach Futter erfolgreich sein und ihre Brut ernähren. Der naturnahe Garten sorgt für einen reich gedeckten Tisch mit Samen, Beeren, Würmern und Insekten. Stimmen die Bedingungen für die Vögel, werden Brutpaare das Angebot der Nisthilfe dankbar annehmen, ihre Jungen im Garten grossziehen und im besten Fall Stammgäste im Garten werden. Das Gartenkino ist eröffnet!

Checkliste Nisthilfen oder Vogelhäuser

  • Der Vogelart entsprechend passende Nisthilfe bauen oder kaufen
    • Geeignetes Material wie Holz, Ton, Holzbeton usw.
    • Dimension Nisthilfe
    • Durchmesser Einflugloch
    • Berücksichtigung der natürlichen Nestart (Höhlenbrüter, Halbhöhle, Nischenbrüter etc.)
    • Reinigungsmöglichkeiten (regelmässig notwendig)
    • Sinnvoller Auf- und Abhängemechanismus
  • Geeigneter Standort für die Nisthilfe im vogelfreundlichen Garten
    • Ruhige, stressfreie Ecke (Lärm- und Lichtbelästigung)
    • Schutz vor Fressfeinden
    • Ausrichtung (Himmelsrichtung)
    • Witterungsschutz (Sonne, Regen, Wind)
    • Natürliches, vorhandenes Nistmaterial für die Vogelhausfüllung
    • Futterangebot im Garten durch das ganze Jahr (Insekten, Beeren, Obst, Nüsse, Regenwürmer, Schnecken, etc.)
In einem naturnahen Garten mit vielen Insekten ziehen Gartenvögel wie der Buchfink gerne ihre Jungen auf.

Nisthilfen

Jeder Vogel hat seine eigenen Ansprüche an einen Nistplatz – sei es das Nistmaterial, die Dimensionen des Nestes oder der Standort. Die Bodenbrüter beispielsweise haben besonders viele Ansprüche – ihnen einen passenden Platz zu bieten, ist sehr kniffelig. Die Zonen müssen bezüglich Bepflanzung und Umgebung passen, möglichst abgelegen und somit ungestört – vor Menschen und tierischen Feinden – sein. Sprich, wer nicht einen riesigen Umschwung hat, sollte sich in seinem Garten auf die anderen Vogelarten fokussieren. Wer trotzdem auch den Bodenbrütern in Wiesen, Weiden und Ackerland helfen möchte, kann dies durch Rücksicht machen und/oder mittels Förderung entsprechender Projekte von Vereinen und Verbänden.

Das Nistmaterial ist das A und O eines Vogelnestes. Ein liebevoll platziertes Vogelhäuschen ist leider komplett sinnfrei, wenn das entsprechende Material nicht zu finden ist. Wer einmal ein Nest genauer betrachtet hat, weiss, dass die Vogeleltern alles Mögliche zusammentragen, um ihrer Brut ein kuscheliges Nest zu bauen. Neben trockenen Pflanzenteilen, Moos und Flechten werden auch Federn, Wolle und Haare eingebaut. Manche Vögel stabilisieren ihre Nester zusätzlich mit Lehm oder vermischen das Pflanzmaterial mit ihrem Speichel, um eine Art "Mörtel" herzustellen.

Das Einfachste ist, das entsprechende pflanzliche Material im Garten zu haben, damit sich die Vögel einfach bedienen können. Eine andere Variante ist der sogenannte Nistmaterial-Spender. In diesen Spender kann man geeignetes, pflanzliches Nistmaterial – quasi im "Fly-through" – anbieten. Viele Vogelliebhaber bieten Wolle, Haustierhaare und Bindfäden an – das kann jedoch im schlimmsten Fall zu Verstopfungen, Erstickungen oder Strangulation führen. Vögel, welche auf Wolle und Haare stehen, werden diese auch ohne "Buffet" finden.

Natürliches Fly-through-Nistmaterial aus dem Garten

  • Gräser, Halme
  • Moos
  • Bast
  • Vogelfedern
  • feines Nielenholz
  • Holzwolle
  • Rindenstückchen
  • feines Tannastholz (Tannechries)
  • lange Föhrennadeln
Vögel wie Drosseln nutzen für ihren Nestbau unter anderem Moos. Im Garten sind sie wertvolle Nützlinge.
Der naturnahe Biogarten bietet vogelfreundliche Zonen für Futter und Nestbau - Blaumeisen an Nisthilfe bei der Aufzucht

Die Beschaffenheit eines idealen Nistkastens ist in Form, Grösse und Einflugöffnung auf entsprechende Vogelarten angepasst. Eine Eule könnte einen Nistkasten für eine Blaumeise noch nicht einmal als Landeplatz verwenden und einer Tannenmeise würde es nie in den Sinn kommen, ein Eulennest zu bewohnen. Die Standortwahl für einen Nistkasten ist sehr wichtig, damit dieser auch angenommen wird und Leben in die "Bude" kommt.

Ein idealer Standort bietet Ruhe, ist vor Wind und Wetter geschützt und gewährt freien Anflug für die Vogeleltern. Der Nistkasten ist in einer Höhe angebracht, die für Katzen und Nesträuber nicht oder nur sehr schwierig erreichbar ist (Faustregel: über 2 Meter hoch).

Die Einflugöffnung sollte nach Norden, Nordosten oder Osten ausgerichtet sein und der Nistkasten an einer Mauer, an Bäumen oder Masten angebracht werden – je nach Präferenz der Vogelart. Eine Nisthilfe bedeutet übrigens nicht, dass man diese einmal kauft oder baut, aufhängt und dann geht alles wie von selbst.

Nistkästen müssen mindestens einmal im Jahr (nach der Brut) gründlich gereinigt werden. Daher sollte man bereits beim Bau oder Kauf darauf achten, dass sich die Nisthilfe einfach reinigen lässt.

Gartenvögel sollte man so gut es geht vor Katzen schützen. Katzen stellen ein grosse Gefahr für sie dar.

Welcher Nistkasten für welchen Vogel?

Je nach Vogelart wird eine andere Form von Nistplatz bevorzugt. Höhlenbrüter bauen ihre Nester – wie der Name schon verrät – bevorzugt in Höhlungen. In der Natur werden daher die Nester in hohlen Bäumen, Felsspalten, Mauerlöchern und Erdhöhlen angelegt.

Daneben gibt es Halbhöhlenbrüter, welche ihre Nester gern in Nischen von Felswänden, Geröllhalden, Gebäuden, Bäumen und Böschungen anlegen. Kronenbrüter legen ihre Nester in Baumkronen an.

Die Freibrüter bauen ihre Nester an unterschiedlichen Standorten, bevorzugt werden vor allem Röhricht, Hecken, Sträucher, Bäume und Reisighaufen.

Zu den Freibrütern werden oft auch die Bodenbrüter gezählt, welche ihre Nester am Boden anlegen.

Da am Boden zusätzliche Gefahren durch flugunfähige Raubtiere wie Füchse, Katzen, Marder etc. lauern, sind die Nester meist gut versteckt und die Eier weisen häufig eine Tarnfärbung auf.

Vögel brüten entweder einzeln oder in Gruppen. Diese beiden Brutvarianten haben sowohl Vor- als auch Nachteile.

Durch die grösseren und offensichtlicheren Ansammlungen bei den Kolonienbrütern können Brutplätze leichter von Fressfeinden entdeckt werden.

Jedoch ist das Warn- und Abwehrsystem bei den Kolonienbrütern genauer und ausgeprägter, da hier nicht nur zwei Vögel nach Fressfeinden Ausschau halten. Auch die Chance, dass es das eigene Nest trifft, ist durch die grössere Anzahl an umliegenden Nestern viel geringer.

Bei den Einzelbrütern ist daher die Chance, dass das Nest durch Fressfeinde entdeckt und geräumt wird, sehr hoch. Aus diesem Grund sind die Nester von Einzelbrütern gut versteckt und getarnt.

Brutzeiten & Nisthilfen unserer Gartenvögel

Vogelart Nahrung Lebens­raum Nistplatz Brutform Brut­dauer Bruten pro Jahr Nestlings­dauer Brutzeit
Amsel Würmer, Insekten, Früchte Wald, Kulturland, Siedlungen Halbhöhlen Einzel 12–14 2–3 14
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Bachstelze Insekten, Spinnen Seen, Fliessgewässer, Feuchtgebiete, Kulturland, Siedlungen Halbhöhlen Einzel 12–14 2–3 13–16
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Blaumeise Insekten, Spinnen, Samen Laubwald, Obstgärten, Siedlungen Höhlen Einzel 13–15 1 19–20
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Buchfink Samen, Insekten Wald, Obstgärten, Siedlungen Frei Einzel 12–13 1–2 12–15
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Buntspecht Insekten, Samen Wald, Siedlungen Höhlen Einzel 11–13 1 20–24
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Feldsperling Samen, Insekten Obstgärten, Siedlungen, Kulturland Höhlen Einzel 11–13 2–3 13–15
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Gartenrotschwanz Insekten, Spinnen Siedlungen, Obstgärten, Wald Höhlen Einzel 12–14 1 13–17
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  • J
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Grauschnäpper Insekten, Spinnen Siedlungen, Obstgärten, Wald Halbhöhlen Einzel 12–14 2 11–15
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  • J
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Haubenmeise Insekten, Spinnen, Samen Nadelwald, Siedlungen Höhlen Einzel 14 1 20–22
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  • J
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Haussperling Samen, Insekten, Abfälle Kulturland, Siedlungen Höhlen Einzel 12–14 2–3 13–17
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Kleiber Insekten, Samen Wald, Siedlungen Höhlen Einzel 15–18 1 24
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Kohlmeise Insekten, Samen Wald, Obstgärten, Siedlungen Höhlen Einzel 13–14 1–2 18
  • J
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  • J
  • A
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Mehlschwalbe Insekten Siedlungen, Felsen Höhlen Kolonien 17–20 1–2 24–26
  • J
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  • J
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Rotkehlchen Insekten, Spinnen, Beeren Wald, Siedlungen Hauptsächlich Boden Einzel 13–14 2 13–15
  • J
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  • A
  • M
  • J
  • J
  • A
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Sommergold­hähnchen Insekten, Spinnen Wald, Siedlungen Frei Einzel 15 2 20
  • J
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  • J
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Star Insekten, Würmer, Beeren, Früchte, Samen Kulturland, Obstgärten, Siedlungen Höhlen Einzel 12–14 1–2 20
  • J
  • F
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  • A
  • M
  • J
  • J
  • A
  • S
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Tannenmeise Insekten, Spinnen, Samen Nadelwald, Siedlungen Höhlen Einzel 14 1–2 16–23
  • J
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  • M
  • A
  • M
  • J
  • J
  • A
  • S
  • O
  • N
  • D
Trauerschnäpper Insekten, Spinnen Laubwald, Obstgärten Höhlen Einzel 13 1 14–18
  • J
  • F
  • M
  • A
  • M
  • J
  • J
  • A
  • S
  • O
  • N
  • D
Zaunkönig Insekten, Spinnen Wald, Hecken, Feuchtgebiete, Siedlungen Halbhöhlen Einzel 14–16 2 15–18
  • J
  • F
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  • A
  • M
  • J
  • J
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* in Tagen

Welche Vögel sind bei euch Stammgäste und was hat ihr für Trick auf Lager, es den gefiederten Gartenbewohnern so attraktiv wie möglich zu machen? An welchen unmöglichen Ecken wurde schon genistet und was habt ihr für Tipps bezüglich Nisthilfen? Schreibt uns an bewild(at)biogarten.ch - wir freuen uns über jedes Feedback.

Andermatt Biogarten - Die Autor:innen unserer Gartenthemen stellen sich vor - NaSu

Vögel bieten Unterhaltung im Garten – und Nadines Garten ist gut besucht. Dass es im kleinen Vogelparadies auch Vogelnachwuchs geben kann, dafür hat sie gesorgt: mit Nisthilfen, geschützten Plätzchen für Jungvögel und der Pflanzung von entsprechenden Futterpflanzen. Auch die Wasserstellen sind geschützt – Fressfeinde werden durch fiese Stacheln abgewehrt und da ist ja noch ein «Gartenhund» ;-)

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