Biodiversität im Garten
Für eine gesunde Arten- und Sortenvielfalt
Es ist kein Geheimnis, dass wir Menschen mit mehr Rücksicht auf die Natur leben sollten. Dabei ist jeder Einzelne von uns gefragt. Was können wir also tun? Jeder kleine Fleck «Natur», der mit Blick auf die einheimische Flora und Fauna gestaltet wird, ist ein Gewinn. Egal wie gross der Garten ist – vom Fensterbrett, über Balkon bis hin zum grossen Garten.
Wir haben ein paar Informationen zusammengestellt, wie man schnell und ohne viel Aufwand damit beginnt, mehr für die Vielfalt in Fauna und Flora zu tun.

Die Rückkehr zu Natur:
Biodiversität im Garten fördern
Lange Zeit versuchte der Mensch, sich die Natur zum Untertan zu machen. Die Folgen dieser Haltung sind weitreichend und das Resultat kennen wir alle. Monokulturen, verödete Landschaften und ganze Landstriche ohne nennenswertes «Grün». Dies führte zum Rückzug der Natur und einem dramatischen Verlust der Arten- und Sortenvielfalt.

Und heute? Heute erleben wir ein Umdenken. Das Bewusstsein für die Wichtigkeit des Zusammenspiels von Mensch & Natur wächst. Unter dem Begriff Biodiversität, respektive dem neuen Bewusstsein für die Arten- und Sortenvielfalt, entstehen neue Lebensräume für Wildtiere. Dabei ist nicht nur die Vielfalt an Arten, sondern auch die genetische Vielfalt von Bedeutung. Die Zeit drängt, da immer mehr Arten – Tiere und Pflanzen – vom Aussterben bedroht sind. Schnelles Handeln und auch Eigeninitiative sind gefragt.
Monokulturen und chemische Pestizide weichen langsam – wo möglich – einem naturnahen Anbau in Form von ökologisch orientierten Anbaumethoden und Kompensationsflächen. Das Fördern von heimischen Wildtier- und Pflanzenarten ist für eine grosse Vielfalt wichtig und trägt zur Erhaltung von natürlichen Prozessen bei. Je mehr Arten gerettet werden und sich die Bestände erholen können, desto weniger Schädlinge und Krankheiten müssen bekämpft werden. Zusätzlich können die Bestäubung unserer Kulturpflanzen sowie wichtige Auf- und Abbauprozesse im Boden sichergestellt werden.
Die Rolle des Menschen
Durch bauliche Massnahmen hat der Mensch Flora und Fauna zurückgedrängt und künstliche Grenzen geschaffen. Diese unterbrechen wichtige Verbindungen zwischen den natürlichen Lebensräumen für Pflanzen und Wildtiere. Neu geschaffene und gestaltete Lebensräume, wie Gärten, können wichtige Verbindungen zwischen den «Inseln» schaffen. Diese Gärten dienen dann sozusagen als Brücken zu diesen isolierten Gebieten und schaffen so ein Verbindungsnetz für den Fortbestand vieler einheimischer Arten und Sorten. Im Grunde genommen hilft man damit nicht nur den Tieren und bedrohten Pflanzenarten, sondern auch uns Menschen.
Wie kann also jeder einzelne dazu beitragen, dass unsere einheimischen Tiere und Pflanzen wieder Platz und Gefallen in unseren Gärten finden?
Wie kann man die Biodiversität unterstützen? Eine Checkliste
Ein naturnaher Garten kann strukturiert, chaotisch, gepflegt oder wild aussehen. Der Natur ist das egal. Wichtig ist, was gepflanzt wird und für welche Wildtiere Ruhe, Schutz und Futterzonen angeboten werden. Die Nützlinge und stillen Helfer im Garten sollen sich wohlfühlen. So tragen sie freiwillig und zuverlässig zu einem gesunden Garten und einer erfolgreichen Ernte bei.
- Einheimische Pflanzen verwenden
- Bei der Pflanzenwahl darauf achten, welche in der Region natürlich vorkommen
- Wildblumen und -Kräuter bevorzugen
- Blühende Sträucher für Insekten und Vögel pflanzen
- Strukturvielfalt schaffen
- Verschiedene Bereiche anlegen wie Wiese, Hecke und Steinhaufen
- Wasser in Form von Teichen oder Feuchtbiotopen schaffen
- Unordentliche Ecken zulassen
- Natürliche Kreisläufe unterstützen
- Gartenabfälle (& Küchenabfälle) kompostieren und danach als Mulchmaterial und Bodenverbesserung einsetzen. Bei Balkongärten hilft ein Wurmkomposter.
- Auf chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel komplett verzichten. Präventiv auf die Pflanzen- und Standortwahl achten und die richtigen Beetpartner zusammenbringen.
- Beet mit organischem Material mulchen wie Kompost, gehäckseltes Schnittgut, Schilfmulch, Laub im Herbst (bietet auch Lebensraum für nützliche Kleintiere) und weiteres Material von und für den Garten.
- Versiegelung vermeiden und reduzieren
- Wasserdurchlässige Beläge für Wege und Parkplätze verwenden
- Wo es möglich ist, «Entsiegeln»
- Begrünung von Dächern und Fassaden zur Kompensation
- Lebensräume für Tiere schaffen
- Anlocken & Futter anbieten mit einheimischen Wildpflanzen wie (Wild-)obst und mehrjährige Stauden
- Schutz & Überwinterungsmöglichkeiten schaffen mit Trockensteinmauern, Totholz-ecken, Laubhaufen, Benjeshecken und Weiteres
- Nistmaterial und Nistplätze für die Arterhaltung, sprich Vermehrung anbieten mit Nisthilfen, Insektenhotels und mehr. Auch Pflanzen mit Markstängeln sind beliebte Plätze für die Eiablage.
- Ganzjährige Nahrungsquellen bieten
- Gehölze mit Beeren und Früchten pflanzen
- Samenstände über den Winter stehen lassen
- Zusätzliche Futterstellen in Notzeiten anbieten
Wichtig ist, dass man dabei beachtet, dass dieses «Angebot» in den Gartenzonen rund ums Jahr besteht. Sprich, dass zum Beispiel bei der Pflanzenauswahl darauf geachtet wird, dass es nicht nur eine «Hauptsaison» gibt. Vergesst die Früh- und Spätblüher nicht!
Hummeln fliegen bereits im Februar, wenn sich eine Biene noch nicht heraustraut. Und die Vögel sind dankbar, wenn die Früchte und Saat von Spätblühern bis weit in den Winter reichen.
Um klimatischen Schwankungen optimal zu begegnen, sollte man auch auf eine möglichst grosse Pflanzenvielfalt achten. So wird bei Hitzesommern, Spätfrösten oder anderen Wetterkapriolen immer ein Teil der Pflanzen der Witterung trotzen können – und im Garten kein «Totalausfall» herrschen.

Vorteile eines naturnahen Gartens
- Erhöhte Artenvielfalt: Mehr Pflanzen- und Tierarten finden ein Zuhause
- Dichteres Netz: Mehr naturnahe Korridore & Verbindungen für die Arten- und Sortenvielfalt
- Natürliche Schädlingsbekämpfung: Ein ausgewogenes Ökosystem reguliert sich selber
- Weniger Pflegeaufwand: Naturnahe Gärten benötigen oft weniger Pflege, sobald sich die wichtigsten Pflanzen und Strukturen etabliert haben
- Erholungswert: Ein lebendiger Garten bietet mehr Naturerlebnisse
- Klimaanpassung: Vielfältige Gärten sind widerstandsfähiger gegen Wetterextreme
Fazit - Biodiversität aktiv fördern
Die (Um-)Gestaltung unserer Gärten zu naturnahen Lebensräumen ist ein wichtiger Schritt zur Förderung der Biodiversität. Jeder noch so kleine Garten kann einen wertvollen Beitrag leisten und so als Verbindungselement zwischen grösseren Naturräumen dienen. Indem wir die Natur in unsere unmittelbare Umgebung zurückholen, schaffen wir nicht nur wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen, sondern auch eine lebenswerte Umwelt für uns selbst und künftige Generationen.
Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, unsere Gärten in blühende Oasen der Biodiversität zu verwandeln. Jeder Schritt zählt und trägt dazu bei, das empfindliche Gleichgewicht der Natur so weit wie möglich wieder herzustellen und zu bewahren.
BE WILD! Wir lieben naturnahe Gärten und Artenvielfalt. Darum werden wir mit der Zeit hier laufend neue Tierarten und andere Themen rund um die Biodiversität publizieren. Helft mit, unserer Natur wieder mehr Platz einzuräumen und profitiert von einem gesünderen Ökosystem.
Es macht uns viel Freude, die Informationen zur Biodiversität zusammenzustellen. Und es würde uns sehr freuen, wenn wir von Ihnen Feedback erhalten. Seien es unbeantwortete Fragen zum Inhalt, Tipps und Tricks, Bilder von Ihrem naturnahen Garten oder DIY's rund um die Biodiversität.
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Weitere Informationen rund ums Thema Biodiversität & naturnaher Garten

Dieser Einleitungsartikel zum Thema Biodiversität wurde von Nadine geschrieben. Sie verbringt – an schönen Tagen – praktisch jede freie Minute mit Fotosafaris im Garten und versucht festzuhalten, welche Gartenbewohner sich bei ihr im Garten tummeln. Natürlich bringen die Gartenbewohner und der Wind auch regelmässig neue Pflanzengäste in den Garten, was mit gleicher Freude begrüsst und beobachtet wird – aber nicht immer bleiben darf ;-)