Alles, was mit Wasser zu tun hat, ergibt sich aus Nathalies Tätigkeit und Leidenschaft als Wasserbiologin – so natürlich auch der grosse Teich, der eines der ersten grossen Projekte im biodiversen Garten war. Im Frühling wird er von Fröschen und Kröten genutzt, die aus dem nahen Bach zuwandern.
Nathalie Menétrey: Ich durfte bereits im Elternhaus zusammen mit meinem Vater gärtnern, der zu meinen vielen Ideen immer «Ja» sagte und mit allem einverstanden war. Als Biologin wuchs diese Leidenschaft natürlich weiter. Wenn man die Natur und die Zusammenhänge versteht, kann man fast nicht anders, als biodivers zu gärtnern. In den 80er/90er Jahren, als ich damit anfing, war es zum Teil noch sehr schwierig, an Wildsträucher zu kommen. Bei meinem Projekt damals, eine Thujahecke durch eine Wildstrauchhecke zu ersetzen, war die grösste Herausforderung, die richtigen Pflanzen dafür im Handel kaufen zu können. «Wildes» war nicht für den Garten vorgesehen.
Am besten startet man klein und so natürlich wie möglich. Ein gutes Einstiegsprojekt können Blumen sein. Als die Kinder klein waren, habe ich früh begonnen, mit ihnen zu gärtnern, und sie mitwirken lassen. Wenn sie die Entwicklungen im Garten, wie zum Beispiel das Wachsen und die Rolle von Bohnen im Gemüsegarten, mitverfolgen können, bringt das Begeisterung und Verständnis. Zudem kann man die natürlichen Gegebenheiten nutzen und sich an der Permakultur orientieren – der Kräutergarten profitiert vom warmen Mikroklima nahe am Haus, die Strauchwicke bringt Stickstoff in den Gemüsegarten, Hochbeete können aus recycletem Material hergestellt werden, auch mit einem alten Handhäcksler lässt sich noch prima Kompost zerkleinern. Oder einfach mal etwas sich selbst überlassen - wild kommt vieles gut!
Das jetzige Haus mit dazugehörigem Garten gehörte früher meinen Schwiegereltern, die ganz anders gegärtnert hatten. Mein Schwiegervater war noch als konventioneller Landwirt tätig, und es war oft sehr schwierig, die alten Vorstellungen aufzuweichen und neue Visionen einzubringen. Man kann jemanden nicht mit Druck dazu bringen, biologisch und im Einklang mit der Natur zu gärtnern, das muss von selber kommen. Ich habe aber immer wieder meine Erkenntnisse und Forschungen dazu dargelegt. Auch als ich den Garten übernommen habe und am Rand des Gartens noch mit chemisch-synthetischen Mitteln gearbeitet wurde. Das braucht ganz viel Kommunikation und Geduld, um zu erklären, weshalb das schlecht für das ganze System ist. Die Schwiegermutter mochte einen aufgeräumten Garten und Rasen. Dieser wird nun von mir Schritt für Schritt umgestaltet. Durch die Bepflanzung mit Bäumen und Sträuchern gewinnt er an Leben. Mein Mann hat sich für die Veränderungen interessiert, die Vorteile und die Notwendigkeit dafür gesehen und arbeitet heute von sich aus biodynamisch.
Eine weitere Herausforderung sind Schnecken. Diese sind leider auch heute noch ein Problem. Oft werden ganz gezielt einzelne Pflanzen vollständig ausradiert, was ich schade finde.
Wo am Anfang kaum Insekten waren, wimmelt es heute nur so davon. Auch Eidechsen und Vögel fühlen sich zu Hause. Wenn man der Tierwelt nicht nur ein Hotel, sondern auch viele Pflanzen, einen naturnahen Lebensraum und damit auch das nötige Futter zur Verfügung stellt, zieht man sie langfristig an und mit ihnen immer weitere Tiere und Leben. Manchmal nehmen sie auch überraschende Plätze an – um an die Nistplätze in unserer Scheune zu gelangen, müssen die Schwalben und Rotschwänze immer zur Tür hineinfliegen. Daher lassen wir diese auf beiden Seiten von Frühling bis Herbst einfach offen und es herrscht reges Treiben. Zusammen mit der Uni Lausanne wurden bei uns Nistkästen für Schleiereulen platziert, was sogar für Nachwuchs in den letzten Jahren sorgte. Auch Turmfalken finden bei uns Unterschlupf. Das ist wunderbar zu beobachten.
Ich interessiere mich stark für das Konzept des Waldgartens. Es hat noch Platz für viele Bäume. Auch die Fassadenbegrünung ist erst am Anfang und darf sich noch viel weiter hochschlängeln. Bei den immer heisseren Sommern ist das auch für uns eine sehr willkommene Kühlung.
Links: Die kluge Gärtnerin kombiniert: Pflanzen wie die Brennesseln sind wichtige Lebensräume für Schmetterlingsraupen, zudem kann daraus wertvolle Jauche zur Pflanzenstärkung und Düngung hergestellt werden. Dies möchte man nicht gleich neben dem Sitzplatz. Der Ort um den Kompost eignet sich aber perfekt.
In der Nähe steht das Gewächshaus. Dieses ist an den Seiten teilweise offen, um Bestäuber reinzulassen.
Oben: Durch das Offenlassen der Scheunentüren können Vögel wie Schwalben Brutplätze finden. Solche Nischen in Dachstöcken oder Ställen gehen leider immer mehr verloren, werden aber sehr gerne genutzt.
Rechts: Ein kleiner und daneben versteckt ein grosser Teich schaffen hier reichlich Lebensraum und Rückzugsorte für Gartentiere. Auch ein mit Efeu bewachsener Baum beherbergt ein ganzes Biotop.
Lust darauf bekommen, ein eigenes Gartendossier einzureichen?
Auf der Ausschreibung zum Biodiversitätsgarten sind alle Informationen inklusive Link zur Anmeldung zu finden. Wir freuen uns!