«So grün und wild wie möglich!»

  • Gärtner:innen: Daniela, Arvid, Ewenn und Jean-Wilfrid 

  • Ort / Region: Uster (460 m.ü.M)
  • Balkonnutzer:innen: Die Familie (Arvid führt Regie), Bienen und Wespen, Schmetterlinge, Vögel, Marienkäfer, Schnecken und Asseln, sogar Regenwürmer, und mittendrin die Wäsche
  • Seit wann wird der Balkon naturnah gestaltet: seit 8 Jahren
  • Balkongrösse: 4.2 m2
  • Auszeichnungsjahr: 2025

 

Lieblingsprojekt:

Eine grosse Leidenschaft sind bei uns die Erdbeeri, davon soll es schon einige haben. Genauso wichtig sind die Wildbienenhäuschen und die Blumen, die extra für Schmetterlinge angesät wurden.

Auszeichnung für biodiverse Balkone | © Andermatt Biogarten AG
Jeder sollte einmal etwas Essbares selber auf dem eigenen Balkon anbauen. Der Geschmack macht süchtig und man zieht es immer weiter.
Arvid

Erfüllte Kriterien

  • Frühjahr- oder Herbstblüher
  • Insektentränke
  • Winter- oder Tagesverstecke für Insekten
  • Nistmöglichkeiten für Wildbienen
  • Mischkulturen oder nützlingsfördernde Pflanzen
  • Kletter-, Schling- oder Hängepflanzen
  • Grössere Pflanzen
  • Anderes: Im Sommer ein Sonnentuch, das beschattet. Der Stieglitz mit seinen Freunden nutzt einen Kessel, um Wasser zu trinken.

Im Gespräch mit Familie Truttmann

Andermatt Biogarten: Was hat euch dazu animiert, einen Biodiversitätsbalkon zu gestalten?

Daniela: Gestartet hat alles mit einem Johannisbeerstrauch! Das ist mein Lieblingsbeeri, und bald kamen dazu noch Erdbeeren, die immer weiter vermehrt werden konnten. So haben wir gemerkt, wie viel eigentlich auf einen auch kleineren Balkon passt, und haben immer weiter ausgebaut. Nun ist es fast schwierig zu stoppen. Dass jetzt auch ein Topf speziell mit Schmetterlingspflanzen angesät wurde, verdanken wir Arvid und seinem Schmetterlingsfund; ein verletzter Schwalbenschwanz ist von ihm über 8 Wochen gepflegt und gefüttert worden. Das schaffte Bewusstsein, dass es noch mehr Schmetterlinge gibt, die Futter- und Raupenpflanzen brauchen.

Womit habt ihr auf dem biodiversen Balkon begonnen, was empfiehlt sich als Einstieg für Neuinteressierte?

Einfach einmal mit etwas beginnen; Beeri wie in unserem Fall eignen sich sehr gut. Man begrünt nicht nur, sondern hat auch etwas zum Naschen. Speziell für den Balkon gibt es auch kleine Obstsorten, die nützliche Blüten tragen. Auch geeignet zum Starten sind Tomaten und Radiesli. Die Auswahl der richtigen Töpfe und Pflanzen ist gerade an einem so exponierten Ort sehr wichtig; das Wasser muss gut gespeichert werden können und die Pflanzen müssen gut Sonne aushalten – hier hilft es, sich vorher etwas zu informieren. Von da aus kann man weitergehen – Samen abnehmen und weiter verteilen, immer noch etwas mehr hinzufügen, wie bei uns zum Beispiel das Totholzstück, in dem nicht nur genistet wird, sondern sich Wespen auch Holz holen. Wir achten darauf, möglichst ganzjährig etwas Blühendes zu haben, im Frühling gehen wir los und kaufen ein Töpfli, wenn bei uns noch nichts gewachsen ist. Und, ganz wichtig: Nie aufgeben!

Was für Herausforderungen habt ihr erlebt und wie habt ihr sie gemeistert? 

Wann ist genug? Diese Frage stellt sich uns immer wieder, durch die begrenzte Fläche auf dem Balkon denken wir oft, so jetzt hat nichts mehr Platz. Und dann findet doch wieder ein Pflänzchen seinen Weg zu uns. Wir schauen bei vielem, ob es den Bedingungen hier gewachsen ist; überlebt es, gedeiht es dafür so richtig, anderes, ungeeigneteres stirbt dafür und schafft wieder ein freies Töpfchen. Manchmal ist das schade, für viele Blumen ist es dieses Jahr leider einfach zu heiss, und oft werden die Samen auch von den Vögeln bereits gepickt, bevor sie keimen können. Man glaub es kaum aber sogar bei uns gibt es Schnecken, sie wandern vermutlich vom begrünten Dach zu oder kommen bereits in den Töpfen. Hier gebe ich Salat und pflanze Kohl als Ablenkunsmanöver.

Welche Veränderungen auf dem Balkon konntet ihr beobachten?

Ganz klar mehr Tiere und Insekten! Im ersten Jahr hat es noch etwas gedauert, bis die ersten Besucher kamen, dann ab Herbst konnten wir neugierige Testflüge beobachten und seitdem wird unser Balkon von vielen Tieren gut angenommen. Er fällt auch auf, auch die Nachbarn wissen genau, zu wem dieser Balkon gehört und freuen sich darüber. Speziell freue ich mich, wenn jemand regelmässig immer wieder vorbeikommt, zum Beispiel eine Hummel, die uns gerne besucht.

Was ist in Zukunft noch geplant?

Eine Idee, die in Arvids Kopf schon Form angenommen hat, ist ein Seil vom Vorgarten unten bis hoch zum Balkon zu spannen, und mit Efeu bewachsen zu lassen. Dies schafft eine Verbindung von Grün zu Grün, und würde bestimmt auch toll aussehen. Vielleicht kann man auch noch ein bisschen in die Höhe gehen, mit einem gestapelten System oder Hochbeet. Langfristig aber am liebsten einen Garten. In der Zwischenzeit nutzen wir einen Platz in einem Gemeinschaftsgarten, wo wir viel lernen und versuchen, dies hier im Kleinen anzuwenden.

 

Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung und vielen Dank, dass ihr mit eurem Balkon als Biodiversitäts-Vorbild wirkt, Familie Truttmann!

Regional ist am besten gilt für Lebensmittel und für Pflanzen | © Andermatt Biogarten AG

Bei Blüten gilt auch auf dem Balkon; Möglichst regionales Saatgut wird bevorzugt. Offene Blüten machen den Nektar für Insekten zugänglich, viele einheimische Pflanzen locken nicht nur Bienen, sondern auch Schmetterlinge an.

Um nicht ständig giessen zu müssen, lohnt sich ein Bewässerungssystem | © Andermatt Biogarten AG

Auch die Bewässerung will bei Topfpflanzen wohlüberlegt sein, eingegrabene Tontöpfchen oder Ähnliches können Abhilfe schaffen. Das Totholz im Hintergrund dient Wespen als Baumaterial.

Nicht alles keimt bei Hitze, verschiedenes ausporbieren | © Andermatt Biogarten AG

Südseitig gerichtete Balkone bekommen die volle Ladung Sonne ab, der Schatten von Bäumen und Gebäuden fällt oft weg. Hier gilt es, clever zu beschatten (z.B. mit Sonnensegel), und auf trockenheitsresistente Pflanzen zu setzen. Der Buchweizen hat hier sogar dem heissen Juni getrotzt.

Lust darauf bekommen, ein eigenes Gartendossier einzureichen?
Auf der Ausschreibung zum Biodiversitätsgarten sind alle Informationen inklusive Link zur Anmeldung zu finden. Wir freuen uns!

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