Lieblingsprojekt:
Das wechselt ständig. Momentan herrscht grosse Freude am Tomatenbeet. Die Tomaten wurden direkt in die Erde gepflanzt, und dabei besonders am Anfang nicht mit Wasser verwöhnt, sodass sie lange Wurzeln ausbilden konnten und den heissen Sommer gut überstanden. Oder die Pflanzinseln, die oft mit einer Farbidee starten und dann als Ganzes mit Konzept zu Farbe, Raum und Struktur umgesetzt werden.
Brigitte Stadler: Bereits als wir zu Studienzeiten in Zürich als WG eine Villa mit Garten mieten durften, habe ich gemerkt, wie sehr mir Pflanzen gefallen. Als die Kinder kamen, hat sich das noch verstärkt, und die Gartenleidenschaft hat mich regelrecht überfallen. Plötzlich kam vergangenes Wissen, sogar solches, das ich vor längerer Zeit noch in der Schule gelernt hatte, wie Pflanzennamen, wieder zum Vorschein. So stieg das Interesse stetig. Ich habe mich dabei gefragt: «Wie kann ich kleinen Kindern die Natur ganz nahe bringen?»
Bei uns begann es im Garten damit, dass in der Bauphase der Humus auf die Hälfte abgetragen und die Böschungen mager aufgeschüttet wurden. Diese Bodenabmagerung ist sehr willkommen bei Naturnahem und Wildblumen, schafft aber auch eine Herausforderung für Gesetztes, das dann zum Teil zu wenig Nährstoffe hat. Ich rate generell, das zu pflanzen, was einem gefällt. Dabei sollte man nicht zu streng sein. Man kann sich über die Ästhetik herantasten, und dann ein bisschen ausprobieren. Ich würde nicht unbedingt raten, direkt mit einer ganzen Blumenwiese zu starten. Das ist ein Langzeitprojekt und hängt stark vom Boden und Standort ab. Am Anfang gilt es zu beobachten, was im eigenen Garten gut gedeiht, und diese Pflanzen dann grosszügig einzusetzen. Gerade bei kleineren Pflanzen sollte man lieber überlegen, was gut kommt, und davon gleich zehn setzen, statt vieler verschiedener Pflanzensorten mit nur je einem Exemplar.
Wie überall im Zusammenleben kommen auch im Garten verschiedene Bedürfnisse zusammen und es müssen Kompromisse gefunden werden. Zum Glück lassen sich in einem Garten viele Bereiche nebeneinander schaffen. So gibt es sowohl freie Flächen als auch stark bewachsene Bereiche, die zusammen ein schönes Ensemble bilden. Auf diese Weise hat jeder Platz zum Atmen, Werken und Wirken, und die Gartentiere genügend Nahrung und Verstecke. Wer einen Naturgarten hat, weiss: Es herrscht eigentlich keine Unordnung, sondern sorgfältig gestaltete, bewusste Üppigkeit. Glücklicherweise hatten wir nie Konflikte nach aussen. Die meisten Vorbeigehenden und Einwohner:innen finden den Garten spannend. Interessant zu beobachten: Frauen sind oft empfänglicher für naturnahe Konzepte und haben einen guten und engen Zugang zur Natur.
Eindrücklich sind das enorme Wachstum der Bäume, sowie auch das Überhandnehmen der Sträucher. Mein Mann und ich haben mit einem Gartengestaltungsplan begonnen, und alles in unserem Garten wurde von uns selbst gesetzt und platziert (ausser das Gras). Da macht es Freude, zu sehen, wie sich alles als harmonisches Ganzes zusammenfügt. Es wächst so üppig, dass wir den Bäumen und Sträuchern teilweise fast nicht mehr Herr werden. Dazu haben wir neu Hilfe von einem Baumpfleger. Die Obstbäume werden schon lange fachgerecht geschnitten und Jürg packt vieles an. Besonders seit der Pensionierung können wir den Garten so richtig geniessen, und verbringen sehr viel Zeit darin. Manchmal muss man fast schauen, dass noch etwas anderes daneben Platz hat.
Da mir Amphibien sehr am Herzen liegen, hätte ich gerne einen grösseren Teich. Hier suche ich noch nach umsetzbaren Konzepten. Alle paar Jahre starte ich im grossen Stil eine Blumenzwiebel- oder Stauden-Pflanzaktion. Dieses Jahr werden es vor allem Narzissen, Hyazinthen, Krokusse und Iris sein. Auch hier stelle ich gerne nach Farben zusammen, und achte auf ein spannendes Bild. Ob ich diesen Herbst dazu komme, weiss ich noch nicht. Im Frühling wird sich dann zeigen, was die Wühlmäuse übriglassen. Immer im Hinterkopf habe ich die Wasserplanung – ich hätte von Anfang an gerne eine Zisterne eingeplant. Das geht am besten, wenn man noch am Hausbau ist. Und es fehlen noch mehr Stauden, die im Spätsommer blühen, wie auch einige hohe Pflanzen und Gräser. Die Staffelung in der Höhe, die ich bei den Sträuchern geschaffen habe, möchte ich gerne auch bei den anderen Pflanzen umsetzen.
Werden Garten und Haus zusammen gestaltet, verschmelzen die Lebensräume und man kann den verschiedensten Bedürfnissen gerecht werden. Schattenspendende Bäume und eine begrünte Hauswand schaffen angenehme Kühle. Strukturen und Räume im Garten gefallen nicht nur dem menschlichen Auge, sondern bieten auch viel Abwechslung und somit viele Nischen für verschiedenste Tierarten. Hinter dieser Oase befindet sich ebenfalls ein Teich, der bei Amphibien sehr beliebt ist.
Oben: Hier treffen drei wertvolle Strukturen aufeinander. Während der Asthaufen auch grösseren Tieren Unterschlupf bietet, sind die Brennnesseln wichtige Raupenpflanzen für Schmetterlinge und die Karden sind Nahrung für Insekten und Vögel, besonders auch im Winter.
Rechts: Der vordere Baum musste wegen der Weidebohrerraupen zwar gefällt werden, ein Teil wurde aber bewusst stehen gelassen. Darin finden viele Insekten Zuflucht und Nahrung und Pflanzen einen guten Nährboden. Ein gemähter Pfad führt durch die auf nährstoffarmem Boden, gut gedeihende Blühwiese.
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