«Friede, Freude, Rückenweh.»

  • Gärtner:innen: Bigna und Olivier Heuer

  • Ort / Region: Arni BE (970 m.ü.M)
  • Gartennutzer:innen: Bigna, Olivier, 2 Fellnasen, Hirsch, Reh, Glögglifrosch, Mauswiesel, Marder, Hermelin, Mäuse und Fledermäuse
  • Seit wann wird der Garten naturnah gestaltet: seit dem Kauf im Jahr 2020
  • Gartengrösse: ca. 1600 m2
  • Auszeichnungsjahr: 2025

 

Lieblingsprojekt:

Das grosse Biotop mit Kies, einer Tiefenzone wie auch einer flacheren Ausstiegszone. Zudem hat das Biotop einen Frischwasserzulauf und ist im Uferbereich bepflanzt.

Gewinnerportrait 2025 von Andermatt Biogarten Biodiversitätsauszeichnung | © Andermatt Biogarten AG
Ausprobieren «fägt!» Legt einfach mal in euren eigenen vier Wänden los und lernt dabei. Für jeden Garten gilt etwas anderes.
Bigna Heuer
In der Mauer finden viele Tiere ein Versteck und Blühpflanzen einen mageren Boden | © Andermatt Biogarten AG

Erfüllte Kriterien

  • Frühjahr- oder Herbstblüher
  • Wildblumenwiese oder Ruderalstandort
  • Brutgelegenheit für Vögel
  • Winter- oder Tagesverstecke für Kleinsäuger
  • Winter- oder Tagesverstecke für Insekten
  • Nistmöglichkeiten für Wildbienen
  • Feuchtbiotop/Teich
  • Lehmtankstelle
  • Trockensteinmauer
  • Biotopbaum
  • Mischkulturen oder nützlingsfördernde Pflanzen
  • Störelemente auf ein Minimum reduziert
  • Gefahren für Kleintiere reduziert
  • Anderes: Bauliche Entscheidungen beim Ersatzneubauprojekt (Bauernhaus) wie z. B. Verzicht auf Unterdach, unnötige Aussenbeleuchtung (Fledermäuse), keine asphaltierte Zufahrt, Verbesserung der Lebensraum-Qualität auch in der Umgebung: mit Totholz, einer Benjeshecke, Stein- und Asthaufen, einzelnen Sträuchern und nährstoffarmen Bereichen, Bepflanzung mit ausschliesslich einheimischen Pflanzen, Bewirtschaftung mit Balkenmäher und (wo steil) Heckenschere

Im Gespräch mit Bigna Heuer

Andermatt Biogarten: Was hat dich dazu animiert, einen Biodiversitätsgarten zu gestalten?

Bigna Heuer: Am Anfang stand der Kreislaufgedanke. Dieser kam bereits vor dem Garten: Wie viel kann ich wiederverwenden? Jener Gedanke hat hier an diesem etwas abgeschiedeneren Ort eine neue Bedeutung erlangt. Man macht sich noch mehr Gedanken, wie man möglichst wenig auf Aussen angewiesen ist und Materialien innerhalb des Gartens nutzen und wiederverwenden kann. Beim Umbau haben wir beim «Aufräumen» immer wieder Entdeckungen gemacht, die uns erstaunt haben: wo überall Leben ist und was man eigentlich alles stehen lassen kann. Und wie viele Sachen gerne nochmals gebraucht werden, wenn nicht von uns, dann zum Beispiel von den Rehen.

Womit hast du im biodiversen Garten begonnen, was empfiehlst du als Einstieg für Neuinteressierte?

Sucht euch Anlaufstellen in der Umgebung. Dies kann zum Beispiel dort sein, wo du an gute Saaten aus der Region kommst. Diese Orte sind auch Hotspots für Menschen, die grosses Fachwissen haben, gute Tipps geben und gerne weiterhelfen. Zudem ist es wichtig, sie zu unterstützen. Bei regionalem Saatgut liegt man zumindest mit dem Standort dann schon einmal richtig! Ein weiterer, leider oft übersehener Tipp ist das Nutzen von Regenwasser. Gerade bei grösseren Neu- und Umbauten kann man grosse Regenwasserspeicher integrieren, was aber auch im Nachhinein noch möglich ist. Es ist super zu sehen, was an Regenwasser zusammenkommt und wie man es dann verwenden kann.

Was für Herausforderungen hast du erlebt und wie hast du sie gemeistert? 

Eine grosse Herausforderung ist hier durch den Standort gegeben. Wir sind nicht nur sehr hoch, das Gelände ist auch steil und deshalb etwas mühsamer zu bewirtschaften. Da kommt man mit dem Balkenmäher nicht überall hin und muss auch mal die Heckenschere zur Hand nehmen. Daher fehlt es leider noch an passenden Gerätschaften für die naturnahe Pflege. Dann ist manchmal das Ernteteilen mit den tierischen Bewohnern eine Herausforderung. Wir geben gerne einen Teil ab, aber nicht alles. Das sehen die Schnecken manchmal anders, auch den Hirschen gefallen die jungen Triebspitzen manchmal etwas zu sehr und die Mäuse nehmen dann noch den Rest vom Gemüsegarten. Ab und an fällt es uns auch schwer, uns einfach einmal etwas zurückzuhalten. Man will immer gerne sofort handeln, aber oft braucht es Geduld und etwas Beobachtung, bis man den richtigen Weg für sich findet. Er kommt aber, keine Sorge.

Welche Veränderungen im Gartenleben konntest du beobachten?

Alles, was du gibst, wird gerne angenommen. Die Bienen zogen bei uns sofort in die Nisthilfen und nahmen das Blütenangebot gerne an. Die Waldbewohner freuen sich über Asthaufen und hingelegte Zweige. Die Waldeidechse sonnt sich gerne auf den Steinen. Das bewusst weggelassene Unterdach ermöglichte es uns, Fledermäusen ein Zuhause zu geben, und der Teich wird sogar vom Hirsch für ein Bad genutzt.

Was ist in Zukunft noch geplant?

Platz ist noch da und Ideen auch – manchmal ergeben sie sich in Zusammenarbeit mit dem angrenzenden Landwirt, der Materialien zum Verwerten hat. Das könnte eine Käferburg sein oder eine andere Arbeit. Mit den zur Verfügung gestellten Wurzelstöcken kann auch gerne etwas für die Amphibien entstehen. Wir sind gespannt, was als Nächstes kommt, Ideen haben wir auf jeden Fall.

 

Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung und vielen Dank, dass ihr mit eurem Garten als Biodiversitäts-Vorbild wirkt, Bigna und Olivier!

Die meisten Bienenarten sind Bodennister. | © Andermatt Biogarten AG

Von vielen verschiedenen Verstecken profitieren auch viele verschiedene Tiere. Auf den warmen Steinplatten sonnen sich gerne Amphibien oder sie verstecken sich zwischen den Ritzen. Steine und Holz bieten Insekten etwas, und im hohen Grün können sich fast alle verstecken. Offene Plätze im Boden bieten sich für Bodennister an.

Teich und ein reichhaltiges Blühangebot kommen vielen Insekten zugute | © Andermatt Biogarten AG

Das Biotop beherbergt eine unglaubliche Artenzahl. Aber auch der Hang mit der einheimischen Bepflanzung, die teilweise gesetzt, teilweise herbeigeweht ist, weist eine Vielfalt auf.

Unter dem Dach gefällt es den Fledermäusen, die hier in einem kleinen Schlaraffenland leben.

Vielfältige Strukturen im Garten bietet Platz für vielfältige Bewohner | © Andermatt Biogarten AG

Auch ein abgestorbener Baum bietet noch viel Fläche und Raum für Pilze, Käfer oder wertvolles Efeu. Asthaufen und Blühplätzchen neben dem Gemüsegarten ziehen wertvolle Nützlinge in die Nähe, die bei der Schädlingsbekämpfung helfen können. Kompost und Wasser zu sammeln, sind elementar in der Kreislaufbewirtschaftung.

Lust darauf bekommen, ein eigenes Gartendossier einzureichen?
Auf der Ausschreibung zum Biodiversitätsgarten sind alle Informationen inklusive Link zur Anmeldung zu finden. Wir freuen uns!

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Informationen rund um die Biodiversität und das naturnahe Gärtnern