Kirschessigfliegen

Weich saftige, süsse Beeren, Kirschen, Pflaumen, Trauben – mmmmh ! ­Welch ein Genuss ! Offenbar auch für die Kirschessigfliege. Die bis zu 3 mm grosse Fruchtfliege legt ihre Eier in noch intakte, reifende Früchte ab.

Die bis zu 3,5 mm langen, weisslichen Larven entwickeln sich im Fruchtfleisch und verderben einem die Lust auf das Obst, welches bei Befall nach Essig zu riechen beginnt. Die Früchte werden schnell weich, fallen in sich zusammen und können kleine Löcher aufweisen.

Die Kirschessigfliege stammt aus dem asiatischen Raum und hat eine grosse Vorliebe für reife Früchte. In den letzten Jahren hat sie wegen den milden klimatischen Bedingungen im gewerblichen Anbau, aber auch in Haus- und Kleingärten grosse Schäden angerichtet.

Bekämpfen, aber wie?

Die Bekämpfung beruht hauptsächlich auf vorbeugenden Massnahmen mit mechanischen Methoden. Die beste Effizienz wird mit einer Kombination mehrerer Methoden erreicht: mit Köderfallen, Hygienemassnahmen bei der Ernte und, wo möglich, mit Insektenschutznetzen.

Insektizide sind für die Anwendung im Hausgarten nicht bewilligt. Ihr Einsatz ist auch im professionellen Anbau schwierig und nur in Ausnahmefällen zugelassen.

  • Kulturen pflegen und überreife oder defekte Früchte entfernen
  • Mehrere Erntedurchgänge
  • Befallene Früchte entsorgen
  • Fallen zur Früherkennung und bekämpfung positionieren
  • Kulturschutznetze anbringen

Massnahmen gegen die Kirschessigfliege

Die Kulturen pflegen

Um die Anlockung zu verhindern, dürfen keine überreifen Früchte an den Bäumen oder Sträuchern gelassen werden. Auf den Boden gefallene Früchte müssen sorgfältig eingesammelt werden. Regelmässige Erntedurchgänge sind nötig, mindestens jeden zweiten Tag. Die rechtzeitige, vollständige und regelmässige Ernte aller Früchte ist die beste Massnahme zur Bekämpfung der Kirschessigfliege.

Befallene Früchte entsorgen

Strenge hygienische Massnahmen sind wichtig. Die Fliege befällt reife oder knapp reife Früchte. Deshalb müssen befallene Früchte rasch entfernt und der Rhythmus der Erntedurchgänge beschleunigt werden. Es ist wichtig, dass keine überreifen Früchte an den Pflanzen bleiben.

Die befallenen Früchte dürfen auf keinen Fall auf den Kompost geworfen werden, sondern werden in einem gut verschlossenen Beutel während 2 Tagen eingefroren und dann kompostiert oder entsorgt.

Alternativ können die Früchte in einem hermetisch schliessenden Behälter in etwas Seifenwasser während 2 Tagen gelagert werden. Ohne Sauerstoff sterben die Larven rasch. Anschliessend können auch diese Früchte kompostiert werden.

Fallen aufstellen

Im Frühling werden Köderfallen zum Einfangen der ersten aus der Umgebung zufliegenden Kirschessigfliegen aufgehängt. Geeignet ist die Falle Drosal®Pro mit dem eigens für den Einsatz gegen die Kirschessigfliege entwickelten Lockstoff. Zu Beginn der Fruchtreifung, wenn die Früchte noch grün sind, werden dieselben Fallen in einem dichten Ring rund um die Kultur aufgehängt.

Die Kirschessigfliegen bevorzugen feuchte und schattige Orte. Nicht selten bleiben an der prallen Sonne aufgestellte Fallen leer, während die Fänge in jenen Fallen zahlreich sind, die an den schattigsten Orten der Kultur aufgestellt worden sind.

Der Abstand zwischen den Fallen im Schutzring beträgt etwa 2 Meter. Die Fallen an schattigen Orten, an Randzonen des Gartens sowie auf Obstbäumen und Beerensträuchern aufhängen. Die Köderflüssigkeit muss ungefähr alle 2 Wochen ersetzt werden. Achtung: Falleninhalt nicht in den Garten, sondern ins Abwasser entsorgen.

Kulturschutznetze verwenden

Bei einigen Beerenpflanzen sowie Reben können auch feinmaschige Kulturschutznetze wie Drosal-, Filbio-, oder Insecto-Net-Kulturschutznetze verwendet werden. Diese dürfen bei insektenbestäubten Pflanzen erst nach der Bestäubung angebracht werden.

In allen Fällen müssen sie aber bereits einige Zeit vor der Reife so befestigt sein, dass die kleinen Fliegen keine Schlupflöcher finden. Möglich ist dies z.B. bei kleinen Obstbäumen, Beerensträucher oder Erd- und Heidelbeeren (Abdecken von Beet resp. Einpacken des Strauchs).

Zum Schutz einzelner Trauben vor Kirschessigfliegen, aber auch gegen Wespen- und Vogelfrass, sind Trauben-Schutztaschen ideal.

 

Ursprung der Kirschessigfliege 

Noch nicht ganz reife Früchte werden weich und fallen in sich zusammen, riechen stark nach Essig und es wimmelt darin nur so von Larven.

Der Grund? Eine kleine Fruchtfliege, nicht grösser als 3 Millimeter: die Drosophila suzukii, mit dem deutschen Namen Kirschessigfliege. Dieses Insekt stammt aus dem asiatischen Raum und gehört zur gleichen Familie wie die heimischen Essigfliegen, die im Sommer viele Küchen auf der Suche nach einer überreifen oder faulenden Frucht in Beschlag nehmen.

Die Kirschessigfliege aber befällt gesunde Früchte, in die sie ein Loch schneidet, um ihre Eier darin abzulegen. Aus den Eiern entwickeln sich schnell Larven (Maden). Die Fliege hat eine Vorliebe für Weichobst wie Kirschen, Zwetschgen, Himbeeren, Brombeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren oder Trauben, sowie für zahlreiche wild wachsende Beeren.

Die Kirschessigfliege wurde 2008 erstmals in Europa und seit 2011 auch in der Schweiz nachgewiesen. Innerhalb weniger Jahre hat dieser Schädling beträchtliche Schäden angerichtet, was Fachleute und Produzent:innen alarmiert hat. Eier, Larven und Puppen entwickeln sich im Fruchtfleisch und machen die Früchte ungeniessbar.

Dazu kommt, dass sich die Fliege äusserst schnell vermehrt, was beträchtlich zur Ausweitung des Befalls beiträgt.

Auswirkung von milden Wintern auf Kirschessigfliegenbefall

Im Jahr 2014 war der Befall besonders stark, denn alle dazu günstigen Bedingungen waren vereint. Der vorhergehende Winter war sehr mild. So konnte die Fliege bereits zwischen Dezember und Februar nachgewiesen werden. Wegen des regnerischen Frühlings und des darauffolgenden feuchten Sommers ohne längere Hitze- oder Trockenperioden ist der Bestand rasch angestiegen.

Ein Schädling mit erstaunlichem Lebenszyklus

Unter günstigen Bedingungen, d. h. bei ausreichender Luftfeuchtigkeit und einer Temperatur von 25 °C, vergehen nur gerade 10 Tage bis sich eine neue Generation vom Ei bis zur erwachsenen Fliege entwickelt.

Dazu kommt, dass die weiblichen Fliegen ab einem Alter von nur gerade 3 Tagen Eier legen. Dies bedeutet, dass mehrere Generationen gleichzeitig leben. Und wenn man bedenkt, dass ein Weibchen 300 bis 400 Eier legt, kann man sich vorstellen, dass die Anzahl Fliegen schnell ins Grenzenlose steigt!

Der höchste Bestand wird normalerweise zwischen Mitte August und Oktober nachgewiesen. Danach, wenn der Winter genügend kalt ist, sinkt der Bestand beträchtlich, um dann im folgenden Frühling wieder langsam anzusteigen.